„Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen.“ Mit diesem Satz beginnt Franz Kafkas Erzählung von 1923/24. Im Verlauf seiner Fragment gebliebenen Kurzgeschichte nimmt uns Kafka mit auf eine Reise durch ein System höhlenartiger Gänge und Plätze. Diese wirken mitunter als Orte der Zuflucht oder sie erscheinen als potenzielle Gefahrenstätte. „Der Bau“ kann somit Rückzugsort und Bedrohung zugleich sein.
12.06.22 —
25.09.22
Die Ausstellung will genau dieses Wechselspiel abbilden. Sie möchte der Mehrdeutigkeit und den unterschiedlichen Zuschreibungen von Räumen Rechnung tragen: Die Schule kann als eine Umgebung der Bildung, aber auch der Unterordnung oder Zurechtweisung wahrgenommen werden; das Fußballstadion als ein Ort der Ekstase, oder auch der negativen Gefühlsausbrüche bis hin zur Gewalt; der Uterus als eine Hülle, die uns neun Monate hindurch nährt, wärmt, heranreifen lässt, um uns dann aber auf umso brutalere Weise in die kalte Welt zu entlassen.
Die künstlerisch inszenierten Räume wollen nicht nur ein Spektrum an Gefühlslagen zwischen Gemütlichkeit und Beklemmung hervorrufen. Sie laden uns ein, über zentrale gesellschaftliche Fragen zu reflektieren: Wie leben wir zusammen und auf welche Weise können Räume, Plätze und Orte zu echten Begegnungen beitragen? Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Medialisierung will die Ausstellung auch dazu anregen über Kategorien, von analog und digital nachzudenken.
Mit Kafkas Erzählung können wir also gesamtgesellschaftlich relevante Fragen aufgreifen und vielleicht auch ganz neu stellen. Die Antworten auf diese Fragen werden auf Grund individueller Erfahrungen sehr unterschiedlich ausfallen. Die spannende Frage, ob wir die Räume, die wir uns einrichten – auch die sozialen oder politischen –, als beklemmend oder wohlgelungen empfinden, führt uns wiederum zu Kafkas Einleitung zurück – und damit direkt in sein höhlenartiges Labyrinth.
Teilnehmende Künstler: Ai weiwei, Sarah Ambrosi, Grégoire Korganow, Grischa Lichtenberger, Eva Hocke, Christoph und Sebastian Mügge, Paul Valentin, Darren Almond, Gregor Schneider, Thomas Demand, Thomas Rentmeister