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der weg

Willi Siber 1980 - 2020

Der Maler, Bildhauer und Zeichner Willi Siber (geb. 1949 in Eberhardzell) gehört nicht nur zu den wichtigsten süddeutschen Künstlern, sondern hat sich längst auch auf nationaler und internationaler Ebene einen Namen gemacht. Die Retrospektive im Museum Villa Rot anlässlich des 70. Geburtstags zeigt in einer umfassenden Ausstellung unter dem Titel „der weg“ erstmals seine künstlerische Entwicklung mit zahlreichen Werkbeispielen aus allen Schaffensphasen, von den künstlerischen Anfängen am Ende der 1970er Jahre bis heute, und kann dabei selbst für Kenner des Siberschen Schaffens mit mancher Überraschung aufwarten.

03.11.19
02.02.20

Erste umfassende Retrospektive anlässlich des 70. Geburtstags

„Das Bewusstsein, da ist ein Lebenswerk entstanden, hatte ich nie“, sagt er heute selbst. Doch der Rückblick auf 40 Jahre künstlerisches Tun beweist das Gegenteil. Willi Sibers umfassendes, facettenreiches Werk zeugt von einer besonderen Kreativität und unermüdlichen Schaffenskraft. Nach dem Studium an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart präsentierte sich der Künstler in den 1980er Jahren als „stiller Wilder“ mit farbintensiven Gemälden und mit der Kettensäge gearbeiteten und bemalten Holzskulpturen der Öffentlichkeit.

Reagierte der Oberschwabe damals explizit auf die gesellschaftliche Situation der Zeit mit einem Werk, das sich die spürbare existentielle Bedrohung des Menschen zum Thema machte, so sind die 1990er Jahre von einer formalen und farblichen Beruhigung charakterisiert. Der „akribische Materialerkunder“ entwickelt in dieser Zeit mit den bekannten Noppen- und Gitterarbeiten eine ganz individuelle künstlerische Sprache.

Der konsequente Weg zum Erfolg war damit angelegt. Nationale und internationale Galerien wurden auf ihn aufmerksam und zeigen sein Werk seither in vielen Ausstellungen und auf Kunstmessen. Ein Atelieraufenthalt in Amsterdam führte dann nach der Jahrtausendwende mit einem neuen Material wieder zu neuen Findungen. Mit der ihm eigenen Experimentierfreude und der Lust an sinnlichen Versuchsreihen wurde das vielseitige Epoxydharz, das er dort kennenlernte, nicht nur als Farbmittel in der Malerei und den Wandobjekten eingesetzt, sondern mehr noch zu einem autonomen plastischen Material. Holzsplitter, Nägel oder Kunststoffelemente werden mit Epoxydbeschichtungen sinnlich transformiert und bunte Holzpellets in serieller Anordnung an der Wand präsentiert.

Auch in Sibers malerisches Werk, das zu dieser Zeit Ausflüge in die Welt der Farbfeldmalerei enthält, zeigt sich die Freude am Materialexperiment. Eine besondere Form der Farbfeldmalerei stellen die Epoxy-Bilder mit Nägeln dar, die durch ihre Leichtigkeit und Transparenz in den vorgelagerten Bildebenen eine einzigartige und unverwechselbare Sprache sprechen. Nach 2010 überrascht der Künstler mit einem weiteren Material: mit langen Stahlrohren, die scheinbar mühelos wie Strohhalme geknickt sich modular in die Höhe oder über den Boden entwickeln. Diese mit hochglänzendem Autolack versehenen Skulpturen unterstreichen die Intention Sibers, das Unerklärliche, Suggestive und die Magie eines Werks zu offenbaren. Dazu gehören auch die aktuellen, konkav-konvex gearbeiteten Tafelobjekte, in denen der Künstler mit changierenden Interferenzfarben die menschliche Wahrnehmung auf die Probe stellt.

Willi Siber, der seit Mitte der 1990er Jahre wieder in seinem Heimatort lebt und arbeitet, beschreibt mit großer Bescheidenheit seine Position im Weltgeschehen: „Wir Künstler dürfen uns alle nicht überschätzen, wir machen keine Weltentwürfe, sondern sind kleine Mosaiksteine, die aber durchaus einen Beitrag leisten können.“

Zur Ausstellung erscheinen zwei umfangreiche Œuvrekataloge in deutscher und englischer Sprache, die erstmals alle Werkphasen betrachten und sie in einen übergreifenden Kontext stellen.

Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Sabine Heilig und Willi Siber.