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Der Ferne so nah

Katharine MacDaid, Jihye Park und die Sammlung Hoenes

In der Weite und dem Abwechslungsreichtum von Landschaften treffen Gefühle von tiefer Verbundenheit und befremdlicher Distanz aufeinander. Als zentrales Motiv verschiedener Epochen und Strömungen der Kunstgeschichte widmen sich Künstlerinnen und Künstler vertrauten und unbekannten Landschaften. Sie dienen als Projektionsfläche für Sehnsüchte und Wünsche, aber auch für Ängste und für die Suche nach sich selbst. Ebendiese Spannung zwischen den „inneren“ und „äußeren“ Landschaften, die wir erleben und empfinden, nach denen wir uns sehnen und die wir formen, greift die Ausstellung „Der Ferne so nah“ auf.

02.07.23
24.09.23

Hierfür werden die Oeuvres der irischen Fotografin Katharine MacDaid und der koreanischen Malerin Jihye Park in einen Dialog mit Objekten aus der Sammlung Hoenes des Museums Villa Rot gesetzt. In thematischen Zusammenstellungen präsentieren die Arbeiten die verschiedenen Konzepte und Vorstellungen, in denen Landschaft wahrgenommen werden kann. So kann diese ebenso Heimat definieren wie auch Einsamkeit kreieren. Sie kann gleichermaßen überhöht und idealisiert werden wie auch verzerrt und surreal wirken. Die zum Einsatz kommenden verschiedenen künstlerischen Medien, u.a. Malerei, Textil, Porzellan und Fotografie, geben faszinierende Einblicke in die Ähnlichkeiten und Unterschiede vielschichtiger künstlerischer Begegnungen mit der Welt, die uns Tag für Tag umgibt.

Im Wechselspiel zwischen Imagination und Wirklichkeit werden eigene Bedürfnisse und Emotionen ebenso wie Erinnerungen und Träume adressiert. Die hierfür observierte Natur ist gleichermaßen Protagonistin und Austragungsort für die menschliche Gedanken- und Gefühlswelt. So geben sich Ferne und Nähe in dieser Ausstellung die Hand, um die Welt in uns und um uns herum neu zu erblicken.

Kuratorisches Konzept: Dr. Sophie-Charlotte Opitz

Sammlung Hoenes

Die Sammlung Hoenes, die heute zum Bestand des Museums gehört, entstand in den 1930er bis 60er Jahren. Sie umfasst überwiegend Skulpturen, Porzellan und Kunsthandwerk aus Asien und Europa. Komplettiert wird sie durch ein reiches Zeitzeugnis-Archiv an Einzelfotografien, Postkarten und Fotoalben, die das Ehepaar Hoenes gemeinsam oder individuell auf ihren Reisen ebenso wie zuhause angefertigt hat. Schon Ende der 1920er Jahre erwarb Hermann Hoenes erste ostasiatische Kunstwerke, zu einem Zeitpunkt, als ein verengter Blickwinkel nur nationales Kunstschaffen gelten lassen wollte. Die Sammlung zeigt die Aufgeschlossenheit des Paares für kulturelle Vielfalt und ihre Liebe zur fern- und nahgelegenen Natur.

Photo: (c) Archiv Museum Villa Rot

Katharine MacDaid

Katharine MacDaid (*1979) wurde in Belfast, Nordirland, geboren und wuchs im Nahen Osten, in Amerika, Nordirland und England auf. Nach ihrem MA-Abschluss in Fotografie am Royal College of Art in London zog die Fotografin für mehrere Jahre zurück in den Oman und arbeitete an dem Projekt Of Calling Shapes and Beckoning Shadows, eine Konfrontation mit dem Nachhall eigener Kindheitserfahrungen. Nach ihrer Rückkehr in das Vereinigte Königreich verbrachte Katharine MacDaid einige Zeit in Alaska und veröffentlichte ihr erstes Buch The Fireweed Turns. Sie arbeitet derzeit an mehreren Langzeitprojekten in Nordirland und Norwegen. In ihrer Serie When The Black Dreams Come knüpft sie an ihr Projekt Kate and Denis an, in denen sie sich auf die Suche nach ihrer irischen Identität begibt. In På avstand erkundet sie die Sichtbarkeit von Fremdheit in unbekannten Landschaften.

Photo: (c) Chris Harrison

Jihye Park

Jihye Park (*1984) wurde in Seoul, Südkorea, geboren. Sie studierte Malerei an der Seoul Women’s Universität in Korea und im Anschluss an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sie ist Meisterschülerin im Weißenhof-Programm der ABK Stuttgart. In ihren Arbeiten konfrontiert sie die Landschaft, die sie umgibt, mit ihrer eigenen ‚inneren‘ Landschaft. Letztere nimmt formend Einfluss auf die Wahrnehmung der Umgebung. Aus diesem Grund gibt es auch verschiedene malerische Richtungen, in die die Künstlerin arbeitet. Manche ihrer Gemälde setzen die europäische und deutsche Landschaft dem fremden Blick aus; Gefühle von Fremde und Distanz werden kreiert. In anderen Bildern sucht sie nach dem idealen Ort, der für sie Geborgenheit definiert.

Photo: (c) Jihye Park